5:30 Uhr.
Der Wecker klingelt. Für Erzieherinnen kann es je nach Dienstplan
schon mal etwas früher losgehen – die Kita öffnet 6 Uhr ihre Tür. Dafür dürfen
sie in der Spätdienstwoche aber auch mal länger schlafen als der Durch
schnittsarbeitnehmer.
7:00 Uhr.
Die ersten Kinder sind schon eine Weile da, aber noch ist es relativ
ruhig. Wir gehen in unsere Gruppe. Fünf gibt es insgesamt, jede hat ihren ei
genen Raum. In unserem herrscht ein kleines Durcheinander. Die Wasser
farbenblätterbilder von gestern sind inzwischen getrocknet. Leider hat sie je
mand eingesammelt, ohne die Namen der Kinder vorher daraufzuschreiben.
Aber Frau Hendrich kennt ihre Kleinkünstler und kann die Meisterwerke auch
so zuordnen. Dazu gibt’s noch den Korb mit den Bastelscheren und dann wird
ausgeschnitten.
8:00 Uhr.
Die Gruppe ist fast vollständig. Zeit fürs Frühstück. Jedes Kind hat
seinen festen Platz am Tisch und die zuhause gepackte Brotbüchse vor sich.
Wir schmatzen nicht, nehmen den Ellbogen vom Tisch, schwatzen nicht. Dafür
wird ordentlich gekrümelt und gekleckert. Der kleine Karli hat seinen Joghurt
löffel noch nicht so im Griff, sein Bruder Atreyu den Tee verschüttet und Georg
nicht so richtig Hunger.
8:45 Uhr.
Fertig. Der Tischdienst räumt ab und dann geht’s ins Bad. Jeder
muss mal müssen. Dann ziehen wir uns an. Straßenschuhe, Jacken, Mützen
und was sonst noch so am Haken hängt. Die Kinder wissen zum Glück, wer
Bärchen, wer Kuh und wer Hubschrauber ist und finden ihre Sachen allein.
Beim Anziehen wird dann geholfen. Inzwischen sind auch alle da.
9:15 Uhr.
Wir gehen raus, also nicht nur in den Garten, sondern richtig raus.
Wir sammeln uns vor der Tür. In einer Reihe anstellen! Jeder sucht sich einen
Partner! Ein Großer immer mit einem Kleinen! Anfassen! Frau Hendrich formt
aus einem wuseligen Haufen ansehnliche Zweierreihen und wir marschieren
los. Überraschend gesittet. Die Kinderkarawane kommt gut voran. Wir bestau
nen das Postauto, den Fahrradfahrer und die
Straßenbauarbeiter, die am Feldweg Laternen auf
stellen. Los, weiter geht’s. Am Feld fahren keine
Autos, die Großen dürfen vorrennen. Aber nur bis
zu den Bänken. Wir trollen mit den Kleineren hin
terher. Dann gibt’s eine Trinkpause, ein bisschen
Gezanke und wir gehen weiter. Ludo und Juna ha
ben langsam keine Lust mehr, Karli kommt nicht
voran, weil er Steine sammelt. Los, Karli, komm!
MENSCHENS
KINDER
Die meisten Menschen verfügen über eine mehrjährige Kindergartenerfahrung – als
Kinder. WiYou wollte aber mal wissen, wie das eigentlich so aus der Erwachsenen-,
genauer: der Erziehersicht, ist. Wir haben uns Jana – für die Kinder: Frau Hendrich –
an die Fersen geheftet. Sie arbeitet als Erzieherin in der Kita und freut sich heute über
eine helfende Hand, denn ihre Kollegin ist auf Weiterbildung und sie allein mit
„ihren“ momentan 13 Zwei-bis-Sechsjährigen.