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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 52016

Foto: Thomas Müller

Soziale Berufe

14

So ein Theater

Aufgaben:

Theaterpädagogen vermitteln

Kenntnisse über Theater und Theater­

spielen, erstellen pädagogische Konzepte

und leiten Theaterspiele.

Dauer:

3 Jahre (Beruf mit unterschiedlichen

Ausbildungswegen)

Voraussetzungen:

Theaterpädagogen sollten gern

mit Menschen, speziell Kindern und Jugendlichen,

arbeiten, kommunikativ und offen sein. Außer­

dem sollten sie Kreativität, Flexibilität und viel

Motivation mitbringen. Darüber hinaus sind even­

tuelle Zugangsvoraussetzungen vom jeweiligen

Bildungsweg abhängig.

Chancen:

Einsatzorte sind unter anderem Theater

und andere kulturelle Einrichtungen, soziale

Einrichtungen, Bildungseinrichtungen und auch in

Justizvollzugsanstalten und Resozialisationsein­

richtungen. Theaterpädagogen können angestellt

oder selbstständig arbeiten.

Theater-

pädagoge

(m/w)

.

Ja, was ist so ein Theater eigentlich? Welche historischen Hintergründe hat es? Was kann es? Wie funktioniert es? Wer arbeitet dort? Was wird aufgeführt

.

.

und warum wird es gerade so ausgeführt, wie es aufgeführt wird und nicht anders? Und für wen eigentlich? Fragen über Fragen übers Theater. Zum Glück

.

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gibt es Menschen, die auf jede einzelne eine Antwort haben, so wie Otto zum Beispiel. Otto arbeitet am Deutschen Nationaltheater in Weimar

.

.

als Theaterpädagoge. Er ist privat ein großer Theaterfan und möchte beruflich andere fürs Theater begeistern, ihnen Theater beibringen und ihnen erklären,

.

.

wie man es guckt – das kann nämlich nicht jeder.

.

Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.

Theater – das kann ein Gebäude bezeichnen, eine künstlerische Darstellung

oder ein Gruppe von Menschen, die Theater machen.

Pädagogik beschäftigt

sich mit der Bildung und Erziehung des Menschen. Wie Theater und Päda­

gogik zusammenpassen? Sehr gut, und zwar auf zwei verschiedenen Wegen,

wie Otto erklärt: „Einmal kann ich als Theaterpädagoge am Theater arbeiten

und Menschen zeigen, was Theater ist und wie es funktioniert. Und dann

kann ich als Pädagoge arbeiten, der Mittel des Theaters nutzt, zum Beispiel

als Kommunikationstrainer, im therapeutischen Bereich und bei Workshops

in der sozialen Arbeit.“

Otto ist Theaterpädagoge am Theater.

Seine Arbeit gliedert sich in drei

Bereiche. „Zum einen geht es um die Gestaltung des Programmes, in dem

auch immer was für Kinder verschiedener Altersgruppen dabei sein soll. Ich

gucke, welche Stücke man spielen könnte und bespreche mit den Regisseuren,

wie sie sich kindgerecht umsetzen und an den Entwicklungsstand anpassen

lassen. Da gibt es Einiges zu beachten, zum Beispiel Länge und Komplexität

der Stücke.“ Ein zweiter Bereich ist die Kulturvermittlung. „Ich bin quasi der

Dolmetscher zwischen dem Theater und den Kindern und Jugendlichen. Dazu

gehören Führungen hinter die Kulissen genauso wie Vor und Nach­

besprechungen von Aufführungen, Workshops rund ums das Thema Theater,

die ich selbst entwickle und leite und Besuche an Schulen, um dort

Aufführungen auf die Bühne zu bringen.“ Und dann als dritte Säule schließlich

das Theatermachen. „Hier bei uns im Haus mit Kindern, Jugendlichen und

auch Erwachsenen, zum Beispiel beimMehrgenerationenclub, wo Menschen

aller Altersklassen zusammen ein Stück auf die Bühne bringen. Ich suche

Stücke aus oder entwickle sie mit, ich bin der Regisseur, gebe Sprechtraining

und zeige, wie man sich auf der Bühne bewegt.“ Um das anderen beibringen

zu können, reicht es aber nicht, einfach selbst gern ins Theater zu gehen – ein

bisschen Talent schadet nicht. Trotzdem braucht man auch das Fachwissen

dazu – auf das Theater bezogen ebenso wie auf die pädagogischen Inhalte.

Die Ausbildung zum Theaterpädagogen ist auf verschiedenen Wegen mög­

lich.

Otto zum Beispiel hat an der Hochschule Osnabrück am Institut für Thea­

terpädagogik Lingen Ems den Bachelorstudiengang Theaterpädagogik belegt.

„Man kann aber zum Beispiel auch etwas anderes im Bachelor studieren und

dann den Master Theaterpädagogik anschließen oder erst als Lehrer eine

Weiterbildung machen.“ Otto hätte mit seinem Abschluss als Bachelor schon

arbeiten können. „Ich habe aber noch meinen Master in Dramaturgie für

Theater, Film und neue Medien in Ludwigsburg gemacht, einfach weil mich

das auch persönlich sehr interessiert.“

Interesse für Theater und alles, was damit zu tun hat, ist natürlich eine

Grundlage für diesen Beruf.

Ansonsten sollte man vor allem offen und kom­

munikativ sein. Und man darf nicht mit einem NinetoFiveBürojob rechnen.

„Ich habe keine festen Arbeitszeiten, bin mal morgens in der Schule, tagsüber

bei einer Führung im Haus, abends bei einer Vorstellung und jetzt am

Wochenende zum Beispiel beim Theaterfest mit dabei – und es macht mir

wahnsinnig viel Spaß.“ (mü)