Previous Page  9 / 84 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 84 Next Page
Page Background

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 52016

Foto: Manuela Müller

Soziale Berufe

9

Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.

Ziemlich beste Freundin

Beim Beruf Heilerziehungspfleger denkt man oft erst einmal an Arbeit mit

Kindern, in Kindertagesstätten zum Beispiel.

Das gehört auch dazu, aber

Heilerziehungspfleger haben ein noch viel größeres Einsatzfeld. Sie kümmern

sich umMenschen aller Altersstufen, und zwar in Einrichtungen, aber auch im

häuslichen Umfeld. „Ich wollte schon immer im sozialen Bereich arbeiten und

möglichst viel mit Menschen zu tun haben, sie dabei unterstützen, Dinge zu

erreichen, die sie schaffen möchten. Ich denke, da kann ich mich und meine

Stärken am besten einbringen“, erklärt Gundel ihre Berufswahl. Sie ist im zwei­

ten Jahr der schulischen Ausbildung an der Privaten Fachschule für Wirtschaft

und Soziales in Erfurt.

ImMittelpunkt der Theorie stehen hier die pädagogischen, psychologischen,

medizinischen und soziologischen Kenntnisse.

Die Ausbildung basiert auf ei­

nem interdisziplinären Modulplan, die Fachbereiche greifen ineinander über.

So lernt Gundel zum Beispiel die Entwicklungsstufen des Menschen kennen,

ebenso wie mögliche Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen und wie

man darauf reagieren kann. „Die Aufgabe der Heilerziehungspfleger ist es, mit

diesem Wissen Konzepte zu erstellen und die Beeinträchtigten zu unterstüt­

zen. Wenn zum Beispiel ein Kind eine Lernschwäche hat, guckt man, ob man

durch gezielte Förderung, wie Lernspiele im Kindergarten, helfen kann. In der

Schule können wir als Einzelbetreuer die Kinder begleiten und beispielsweise

im Unterricht den Lehrstoff noch einmal so aufbereiten, dass sie ihn verste­

hen, sie bei den Hausaufgaben unterstützen oder ihnen helfen, sich überhaupt

im Schulgebäude zurechtzufinden. Ebenso können wir in Wohneinrichtungen

für Menschen mit Unterstützungsbedarf eingesetzt werden und dort bei der

Körperpflege, beim Essen oder bei der Freizeitgestaltung helfen. Wobei auch

da immer der pädagogische Aspekt im Vordergrund steht. Es geht nicht da­

rum, den Menschen etwas abzunehmen, sondern ihnen beizubringen, wie sie

trotz einer Einschränkung agieren können. Das ist ein großer Unterschied zu

den anderen Pflegeberufen.“

Heilerziehungspfleger können auch in Werkstätten für Menschen mit

Behinderung, in Förderschulen oder Rehabilitationszentren tätig sein.

„Die

Arbeitsbereiche sind sehr vielfältig. Aber egal wo man später eingesetzt wird,

neben Fachwissen braucht man auf jeden Fall viel Kreativität. Einmal, um sich

immer wieder neue Spielund Fördermöglichkeiten auszudenken und dann

auch, um Strategien zu entwickeln und für jeden Menschen individuelle

Lösungen zu finden. Zudemmuss man psychisch belastbar sein, auch von der

Arbeit abschalten können und das, was man im Beruf erlebt, nicht mit nach

Hause nehmen, auch wenn das grad bei der Arbeit mit Kindern manchmal

nicht so einfach ist.“

Während der Ausbildung ist ein mehrwöchiges Praktikum in jedem Schuljahr

Pflicht.

„So kann man zum einen das Gelernte in der Praxis anwenden und

zum anderen gucken, in welchem Gebiet man sich wohl fühlt. „Ich habe das

erste Praktikum in einer integrativen Kindertagesstätte gemacht. Das hat mir

sehr gut gefallen und ich könnte mir das für später vorstellen, aber ich möchte

noch andere Bereiche kennenlernen, bevor ich mich entscheide.“ (mü)

Aufgaben:

Heilerziehungspfleger assistieren, be­

gleiten, pflegen und fördern Menschen mit physi­

schen, psychischen und kognitiven Beeinträchti­

gungen.

Dauer:

3 Jahre

Voraussetzungen:

Gefordert ist eine abgeschlos­

sene Ausbildung zum Sozialassistenten. Dazu ne­

ben Einfühlungsvermögen und sehr guter Kom­

munikationsfähigkeit auch Freude am Umgang

mit Menschen genauso wie psychische Belastbar­

keit, Flexibilität und Kreativität.

Chancen:

Heilerziehungspfleger haben vielfältige

Spezialisierungsmöglichkeiten, zum Beispiel im

Bereich Traumatherapie oder Montessori­

pädagogik. Auch ist eine berufsbegleitende

Fortbildung zum Heilpädagogen möglich.

Heil-

erziehungs-

pfleger

(m/w)

.

Ein junger Mann bewirbt sich auf eine Stelle, die er eigentlich gar nicht möchte und wird genommen. Er wird zum persönlichen Betreuer eines anderen

.

.

Mannes, der vom Hals abwärts gelähmt ist, überwindet anfängliche Schwierigkeiten im Umgang mit ihm und die beiden werden ziemlich beste Freunde –

.

.

soweit zum Kinohit. Ganz so einfach ist das abseits der Leinwand zwar nicht, aber die Menschen, die sich um andere kümmern, ihnen helfen, trotz

.

.

verschiedenster Beeinträchtigungen ein möglichst selbstständiges Leben zu führen, gibt es tatsächlich – nur nennt man sie nicht ziemlich beste Freunde,

.

.

sondern Heilerziehungspfleger, wie Gundel aus Erfurt.

.